Die Restaurierung
Die oft unter schwierigsten Bedingungen verfassten eigenhändigen Dokumente Dietrich Bonhoeffers – so hatte er in der Haft kaum Zugang zu gutem Schreibmaterial – sowie zahlreiche weitere Dokumente waren in einem konservatorisch sehr bedenklichen Zustand. Wenngleich der Nachlass in den Tresoren der Staatsbibliothek zu Berlin unter bestmöglichen konservatorischen Bedingungen aufbewahrt wird - bei 18 Grad Celsius, 50% relativer Luftfeuchtigkeit und UV-freiem Licht – musste dennoch ein weites Spektrum von Schäden festgestellt werden:
- Es gab zahlreiche physikalische Schäden wie Risse, Knicke, abgerissene Dokumentteile, gelöste Heftungen und vieles mehr. Dies wog umso schwerer, als viele der Dokumente auf ohnehin fragilem Papier verfasst wurden.
- Weitere Schäden waren auf komplexe chemische Vorgänge zurückzuführen: Verschiedene Papiere reagierten mit vielerlei Arten von Klebstoffen, Selbstklebebändern und Laminaten; die Dokumente selbst wiederum reagierten mit ihrer Umwelt und waren so teilweise in ihrer Substanz gefährdet.
Die am häufigsten auftretenden Schäden gingen auf die Verwendung von Holzschliffpapier zurück. Die bei diesem von 1850 bis 1990 am häufigsten verwendeten Papier entstehenden Schäden sind weithin bekannt: Sulfate im Papier erzeugen "Säurefraß" – das Papier vergilbt, es verliert seine mechanische Festigkeit, wird fragil. Dafür gibt es wirksame Behandlungsmethoden wie Papierspalten, Entsäuern und Wässern von Papier. Diese Verfahren wurden bei der Restaurierung des Nachlasses auch angewendet.
Die eigens für diese Arbeiten engagierte Restauratorin, deren Beschäftigung aus den Spendenmitteln finanziert wurde, stabilisierte die Dokumente physisch und stoppte die chemischen Abbauprozesse – all dies unter der Prämisse, das Dokument möglichst vollständig zu erhalten sowie deren jeweilige ästhetische Form zu bewahren.
Beispiele für Schäden an den Dokumenten:
Es liegen aber nach wie vor auch 664 laminierte Dokumente vor. Nach Risikoabschätzung durch zwei international renommierte Wissenschaftler wurden diese Laminate jetzt nicht entfernt. Für diese Problemlage, mit der auch zahlreiche andere Archive konfrontiert sind, muss die Entwicklung geeigneter Verfahren abgewartet werden.