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Der Nachlass Bonhoeffer

Nachlass Dietrich Bonhoeffer Der Nachlass umfasst 6.159 Originalblätter, 1.926 Kopien sowie 2.124 Abschriften.

Im Jahr 1996 erwarb die Staatsbibliothek zu Berlin vom Theologen und Pastor Eberhard Bethge (1909 - 2000), dem engen Weggefährten und Freund Dietrich Bonhoeffers, den Nachlass Bonhoeffer und verzeichnete ihn als "Nachlass 299". Bonhoeffer hatte Bethge testamentarisch zum Erben bestimmt. Nach dem Willen Bethges und seiner Frau sollte der Nachlass in Berlin verbleiben, der Stadt, die für das Leben der Familie Bonhoeffer und für Dietrich Bonhoeffer entscheidende Bedeutung hatte.

Es ist das hohe Verdienst des Ehepaares Bethge, diesen Nachlass unter schwierigsten Bedingungen gerettet und später weiter angereichert zu haben. Seit 1945 wurde er in unermüdlicher Sammeltätigkeit erweitert und aufgearbeitet, daher enthält er neben den Originaltexten auch Kopien und Abschriften. Die Ausgabe sämtlicher Werke Bonhoeffers durch Bethge war das Resultat dieser Arbeiten.

Der Nachlass umfasst das ganze Leben Bonhoeffers, von der Jugend über seinen Werdegang als Theologe und Pfarrer, sein Engagement im deutschen Widerstand sowie zur Zeit der Haft. In 19 Kästen liegen Briefe, Manuskripte und Aufzeichnungen sowie Nachschriften seiner Vorlesungen. Weitere wichtige Dokumente sind Zeugnisse, Diplome und Ausweise sowie Texte über Bonhoeffer sowie nachträglich ergänzte Dokumente (Briefe u. a.). Zum Nachlass gehören auch die rund 1.000 Bände umfassenden Reste der Bibliothek Dietrich Bonhoeffers und zwei Kästen mit über 250 Fotos und ebenso vielen Ansichtskarten von seinen Reisen.

Nachlass Dietrich Bonhoeffer Vor 1945 konnten die Materialien nur unter schwierigen Bedingungen aufbewahrt werden, denn die Korrespondenzen und Manuskripte des inhaftierten Sohnes bedeuteten für die Familie Bonhoeffer während des Krieges eine existentielle Bedrohung. Und auch die Briefe Bonhoeffers an Eberhard Bethge – kaum weniger belastende Schriftstücke – wurden im Garten vergraben.

Als endlich Frieden herrschte – noch einen Monat vor Kriegsende war Dietrich Bonhoeffer hingerichtet worden – begann Eberhard Bethge in Bonhoeffers Zimmer im elterlichen Haus in der Marienburger Allee in Berlin-Charlottenburg mit der Ordnung des Schreibtischs. Bethge war mit Bonhoeffer gut vertraut: er gehörte zu den ersten Vikaren im Predigerseminar Finkenwalde, das Bonhoeffer im Auftrag der Bekennenden Kirche leitete. Im Anschluss daran machte ihn Bonhoeffer zum Studieninspektor eines des Sammelvikariate, so dass er Bonhoeffers Ausbildungstätigkeit über fünf Jahre fast ununterbrochen selber miterlebte. Die Eltern übergaben Bethge die bei ihnen verbliebenen Manuskripte, Entwürfe und Zettel: die Fragmente der "Ethik", aber auch seine Korrespondenz und die Predigten aus Barcelona und New York. Die Eltern überließen ihm dann auch den größten Teil der an sie gerichteten Briefe von Dietrich, zum Beispiel jene bewegenden Schreiben aus der Haft des Jahres 1943 im Untersuchungsgefängnis der Wehrmacht in Berlin-Tegel.

In den Jahren und Jahrzehnten nach 1945 wurde der Nachlass durch das Ehepaar Bethge in unermüdlicher Sammeltätigkeit aufgearbeitet und erweitert, so dass er neben den Originaltexten auch Kopien und Abschriften beinhaltet. Somit umfasst der Nachlass einerseits Eberhard Bethges eigene Korrespondenz mit Bonhoeffer aus den Jahren 1936 bis 1944 sowie jene nach Bonhoeffers Hinrichtung vorgefundenen Handschriften, etwa die Hälfte der privaten Bibliothek Bonhoeffers, aber auch Duplikate, die Bethge von den Geschwistern, anderen Verwandten und Freunden Bonhoeffers erhielt, da die Originaldokumente im Besitz dieser Freunde und Verwandten verblieben.

Der Nachlass Bonhoeffer ist einer der bedeutendsten Nachlässe zur Geschichte der Theologie und des deutschen Widerstands. Er reiht sich ein in die seit Jahrhunderten in der Staatsbibliothek gewachsene Sammlung mit Nachlässen und Autographen von herausragender Bedeutung. Viele der wichtigsten deutschen Wissenschaftler sind mit geschlossenen Nachlässen, Teilnachlässen, ihrer Korrespondenz, umfangreicheren oder exemplarischen Sammlungen ihrer Werke ebenso vertreten wie große deutsche Schriftsteller und Dichter. Die Sammlung hat ihre deutlichen Schwerpunkte in der zweiten Hälfte des 18., im 19. und 20. Jahrhundert.
Kulturgut bewahren


Handschriftenabteilung

Pressemitteilung zum Abschluss des Spendenprojekts




Dietrich Bonhoeffer zum 100. Geburtstag am 4. Februar 2006

Autographen und Fotografien aus dem Nachlass Dietrich Bonhoeffers

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